Weihnachtsgeschenke per Lastenrad?

18.12.2019 -  

Logistiker und Umweltpsychologen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wollen die Lieferlogistik in Innenstädten umweltfreundlicher, verkehrsentlastender und kostengünstiger machen: Statt großer Transporter im Stadtstau sollen Lastenräder und Umschlagsknoten die Zukunft der Paketzustellung sein. Dafür haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen detaillierten und benutzerfreundlichen Planungsleitfaden entwickelt und Kommunen und Unternehmen zur Verfügung gestellt.

„Paket- und Kurierdienstleister wollen solche Umschlagsknoten“, erklärt der Projektleiter Tom Assmann vom Institut für Logistik und Materialflusstechnik der Universität Magdeburg. Das hätten Untersuchungen ergeben. Umschlagsknoten sind kleinere Depots im Innenstadtbereich, die Kuriere anfahren können, um ihr Lastenrad neu zu beladen. So müsste nur ein großes Fahrzeug am Tag in den Stadtverkehr fahren, um die Stationen zu füllen. „Aber die Kommunen müssen sehr aktiv mitwirken, diese zu schaffen, weil die Flächen in Städten begrenzt sind.“ Dabei soll der Planungsleitfaden helfen. Hier werde aufgezeigt, wie Umschlagsknoten für Lastenräder sowohl bürgergerecht als auch verkehrsgerecht geplant werden könnten. Der Leitfaden stellt die Informationen zur Verfügung, die nötig sind, um einen Umschlagsknoten zu planen, zum Beispiel die verschiedenen Arten von Umschlagsknoten wie Seecontainer oder Parkhausabteile. Wie müssen Straßen (um-)gestaltet werden, um Lastenradlogistik möglich zu machen? Wer muss in die Planung mit einbezogen werden?

„In der Vorweihnachtszeit transportieren Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) bis zu doppelt so viele Pakete wie in den anderen Monaten des Jahres“, erklärt Tom Assmann. „Volle Straßen sowie begrenzte Halte- und Parkmöglichkeiten werden zum Problem für Zusteller und andere Verkehrsteilnehmer.“ Eine Paketzustellung auf Lastenrädern könnte das ändern: Sie sind umweltfreundlich, fahren am Stau vorbei und nehmen beim Halten viel weniger Platz ein. „In Kombination mit geeigneten Umschlagspunkten in den Innenstädten schlagen sie theoretisch aktuelle Logistikkonzepte. Aber die herkömmliche Infrastruktur gibt flächendeckende Lastenradlogistik bisher nicht her“, so der Wirtschaftsingenieur und Logistiker.

Weniger Kosten und CO2

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben für das vom Bundesverkehrsministerium geförderte Forschungsprojekt bereits mit verschiedenen Dienstleistern zusammengearbeitet, darunter ein lokaler Kurierdienst, aber auch große Unternehmen wie UPS und DPD. Die Ergebnisse seien unterschiedlich, aber durchweg positiv ausgefallen, so Tom Assmann. Die Unternehmen hätten CO2 und Geld gespart. „Mit einem Lastenrad ist es in bestimmten Stadtbereichen durchaus möglich, die gleiche Menge Pakete auszuliefern wie mit einem Van, wenn es einen Umschlagsknoten in der Innenstadt gibt. Das Lastenrad kommt dann im Stadtverkehr mindestens genauso schnell oder sogar schneller voran als ein Transporter, da es Zeit beim Abstellen spart.“

Ob das Fahrrad auf Akzeptanz trifft, haben Umweltpsychologen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg im Rahmen des Projektes getestet. In einer Umfrage gaben knapp 70 Prozent der Befragten an, Lastenradlogistik allgemein zu befürworten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten außerdem untersucht, wie die Akzeptanz für solche Umschlagsknoten unter den Bürgerinnen und Bürgern gesteigert werden könnte. Sie schlagen vor, dass Anwohner beispielsweise mit in die Planung von Umschlagsknoten in ihrem Wohnumfeld einbezogen werden sollten.

Das Projekt „Lastenraddepot“ wird durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplan 2020 gefördert. Interessierte Kommunen und Unternehmen können den Planungsleitfaden kostenlos auf der Webseite der Uni Magdeburg herunterladen.

 

Bilder zum Download:

Bild 1 // Quelle: Philipp Böhme // Bildunterschrift: Das interdisziplinäre Forschungsteam besteht aus den Ingenieuren Tom Assmann (2.v.re.) und Leonard Baum (li.) sowie den Umweltpsychologen Florian Müller (2.v.li.), Marie Lammel (Mitte) und Sebastian Bobeth.

Letzte Änderung: 30.11.2022 - Ansprechpartner: Katharina Vorwerk