Welche Dimensionen hat Gewalt?

17.01.2022 -  

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg steht vom 14. bis zum 16. Februar 2022 eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischer Gewalt im Zentrum einer internationalen und fachübergreifenden Tagung.

Unter dem Titel „Geschlecht und Gewalt in Geschichte und Gegenwart“ stellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Geschichts-, Politik- und Sexualwissenschaft, Geschlechterforschung, Soziologie, Europäische Ethnologie, Kriminalprävention, Gesundheitsforschung, Digitale Philologie und Germanistik ihre Forschungen an der Schnittstelle von Geschlecht und Gewalt vor. Sie diskutieren fächerübergreifend, wie sich die Ursachen, Formen, Wahrnehmungen und Folgen von privater und öffentlicher, aber auch staatlicher und institutioneller Gewalt verändert sowie geschlechtsspezifische Zuschreibungen von Tätern und Opfern gewandelt haben.

WAS:

Internationale Tagung „Geschlecht und Gewalt in Geschichte und Gegenwart“

WANN:

14. bis 16. Februar 2022

WO:

Online-Veranstaltung, bei Anmeldung wird der Tagungslink verschickt

Die Relevanz von Geschlecht und Gewalt sei allgegenwärtig, so Tagungsleiterin Prof. Dr. Eva Labouvie, Inhaberin der Professur für Geschichte der Neuzeit mit dem Schwerpunkt der Geschlechterforschung der Universität Magdeburg. „Kein Tag vergeht, an dem die Medien nicht von Gewalttaten in verschiedensten Kontexten berichten. Dies spiegelt zum einen die gesamtgesellschaftliche Relevanz des Themas wider, zeigt zum anderen aber auch seine Vielschichtigkeit auf, die Aspekte von Gewaltakten in Kriegen und bei Folterungen, Gewaltbeziehungen in Familien, mediale Inszenierungen von Gewaltphänomenen bis hin zur Animation zu Gewalt in Computerspielen umfasst.“

Die Tagung ist thematisch zweigeteilt und beginnt mit einer Diskussion über aktuelle Ergebnisse geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschungen über Gewaltphänomene seit der Vormoderne bis ins 21. Jahrhundert. Dabei werden jeweilige zeitgenössische Sichtweisen und die Entstehung von Stereotypen mit einbezogen. In einer zweiten Sektion werden am 15. und 16. Februar Praktiken, Wahrnehmungen und Erfahrungen von staatlicher, familiärer, körperlicher, sexueller oder medialer Gewalt im Geschlechterkontext vorgestellt.

Ziel der Tagung ist eine breit angelegte Auseinandersetzung mit den Ursachen, den Formen und dem Umgang mit vergangenen wie gegenwärtigen Gewaltphänomenen auf der Basis eines geschlechtersensiblen Gewaltbegriffs. Es sollen Wandlungsprozesse und Entwicklungen aufgezeigt werden, die aktuelle Gewaltphänomene möglich machten und weiter hervorbringen.

„Forschungen zu Gewalt waren lange Zeit explizit geschlechtervergessen oder geschlechterstereotyp und sind es zu einem nicht geringen Teil bis in die Gegenwart“, so Prof. Dr. Eva Labouvie. „So ging man in der gesamten sozial- wie kulturwissenschaftlichen Forschung bis in die 1990er Jahre von der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ansicht aus, dass das Geschlecht der Gewalt männlich und ein Teil der männlichen Natur sei.“ Erst in jüngerer Zeit setze sich die Erkenntnis durch, dass das Verhältnis von Geschlecht und Gewalt historischem Wandel unterliege und somit variabel sei. „Formen, Funktionen oder Folgen von Gewalt sind damit nicht als feststehende Konstanten zu verstehen, sondern als komplexe gesellschaftlich-historische Konstrukte, die enormen Veränderungen unterliegen.“

Die geplante Tagung möchte den Blick gezielt über stereotype Zuschreibungen und die bislang dominierende Zweigeschlechtlichkeit der Täter-Opfer-Betrachtung hinaus erweitern. „Wir wollen aus verschiedenen Perspektiven erforschen, wie Gewalt im Kontext von Geschlecht konstruiert ist“, so Prof. Dr. Labouvie, „und wie sich das Verständnis, die Akzeptanz und Ausübung von Gewalt bis heute entwickelten.“

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenfrei, eine verbindliche Anmeldung ist vorab erforderlich per Mail oder telefonisch unter 0391/67-56677.

 

Bilder zum Download:
Bild 1// Foto: Harald Krieg / Uni Magdeburg // Bildunterschrift: Tagungsleiterin Prof. Dr. Eva Labouvie, Inhaberin der Professur für Geschichte der Neuzeit mit dem Schwerpunkt der Geschlechterforschung der Universität Magdeburg

Letzte Änderung: 30.11.2022 - Ansprechpartner: Katharina Vorwerk