Von der "Black Box" zur Lehrcommunity

16.10.2018 -  

Nichts ist so beständig wie der Wandel. Und das trifft in besonderem Maße auf die Hochschullehre zu. Die gesellschaftlichen Erwartungen an die Hochschulbildung haben sich verändert. In Zeiten des demografischen Wandels und verstärkter Bemühungen um Fachkräftegewinnung für die Region sind Themen wie „Employability“, also die Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden, und die Entwicklung überfachlicher Kompetenzen bedeutsam. Gleichfalls gewinnt die Vorbereitung auf einen globalen Arbeitsmarkt an Bedeutung. In diesem Zusammenhang sind auch die Internationalisierung der Curricula und eine Digitalisierung der Hochschullehre relevante Schlagworte.

Für Lehrende ergeben sich vielfältige Herausforderungen aus diesen Entwicklungen. Für die kompetenzorientierte Gestaltung einer Lehre für neue Zielgruppen braucht es neue Konzepte für Lehrveranstaltungen. Diese müssen entwickelt, erprobt und evaluiert werden. Viele Lehrende der OVGU sind bereits aktiv in der Erarbeitung und Umsetzung neuer Lehrformate und Lernformen. Allerdings kostet die Entwicklungsarbeit in der eigenen „Black Box“ viel Zeit und Energie.

Hier setzt das labor: LEHRE an. Ziel des Labors ist es, ein umfassendes Lehrentwicklungsprogramm anzubieten, welches einen Raum für Austausch, Innovation und Weiterbildung für Lehrende schafft, überfachliche Angebote auch für Studierende bereit hält sowie im Bereich des Hochschulmanagements zu Fragen der Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre Unterstützung bietet. Diese Aktivitäten werden einerseits im Sinne einer wirkungsorientierten Evaluation durch das Team von fokus: LEHRE forschend begleitet. Zum anderen werden durch Datenerhebungen mittels des Studierendenpanels Fragen untersucht, aus denen für die Lehrpraxis konkrete Hinweise zur Verbesserung gewonnen werden können.

Für die Zielgruppe der Lehrenden stellt das labor: LEHRE einen Ort zur Verfügung, an dem sie ihre eigene Lehre auf den Prüfstand stellen und weiterentwickeln können, sei es durch eine professionelle Beratung und Begleitung durch das Team von fokus: LEHRE oder durch den Austausch mit KollegInnen des eigenen Fachs oder anderer Fächer, die ihrerseits ähnliche Probleme bearbeiten. Auf diese Weise wird eine „Community of Practice“ geschaffen, die Lehrinnovationen entwickeln, ihre Wirksamkeit zum Gegenstand eigener Aktionsforschung machen und sich über die entsprechenden Ergebnisse mit KollegInnen austauschen kann. Neben dem kollegialen Austausch bietet das labor: LEHRE eine formalisierte Weiterbildung in der Lehrprofessionalisierung an. Die Arbeit an eigenen Lehrprojekten wird so bedarfsorientiert mit dem Angebot von thematisch definierten hochschuldidaktischen Workshops kombiniert. Lehrende können sich entsprechend selbst entscheiden, ob sie über ihre Teilhabe an der „Community of Practice“ hinaus ein Lehrzertifikat erwerben möchten. Damit entsteht ein Angebot zur Karriereförderung in der Lehre. Das Lehrzertifikat wird künftig mit einer bundesweit akkreditierten hochschuldidaktischen Weiterbildungszertifizierung angeboten. Regelmäßige Angebote, in Form von halb- oder ganztägigen Workshops und Werkstätten zu aktuellen Themen der Lehrentwicklung können bereits jetzt besucht werden und sind auf das Zertifikat anrechenbar.

Das Lernen lernen

Das labor: LEHRE richtet sich zugleich an die Studierenden und ihr Lernen. Vielfach ist zu beobachten, dass insbesondere Studienanfängern die Orientierung im Lernsystem Hochschule fehlt. Hier ist neben fachlichen und kognitiven Lernschwierigkeiten eine hauptsächliche Determinante für den Studienabbruch zu sehen. Das labor: LEHRE setzt hier mit konkreten Angeboten für Studierende an, die sich mit ihrem eigenen Lernen beschäftigen und die sich inhaltlich mit Fragen der interdisziplinären Heran­gehensweise an Lerngegenstände sowie mit der Umsetzung von Lernstrategien beschäftigen, die auf ein tieferes Verständnis und wissenschaftliches Arbeiten orientieren. Insbesondere in den Bereichen des wissenschaftlichen Arbeitens und der Schlüsselqualifikationen treten bei den Studierenden Lernbedarfe zu Tage, die sie auch selbst wahrnehmen. Künftig wird dazu durch den derzeit entwickelten Katalog zu Veranstaltungen im Bereich von Schlüsselkompetenzen ein Angebot gemacht. Der Katalog adressiert nicht nur den Studienerfolg, sondern auch die Beschäftigungs­fähigkeit der Studierenden. Ziel ist, vorhandene Angebote zentraler Einheiten und der Fakultäten zu vernetzen und in Form eines Modulkatalogs miteinander zu verbinden. Aus den Veranstaltungen können die Studierenden je nach Bedarf Angebote wahrnehmen und dafür ggf. Credit Points erwerben.

Zudem unterstützt das labor: LEHRE die Fakultäten bei der Durchführung von Qualitätsentwicklungsgesprächen im Rahmen der Systemakkreditierung. Dazu werden Befragungsdaten aus dem Studierendenpanel der OVGU fakultätsspezifisch ausgewertet.

Grafik_Labor-LEHRE

labor: LEHRE – Weiterbildung für Lehrende

Mit dem labor: LEHRE startete zum Wintersemester 2017/2018 ein umfassendes Lehrentwicklungsprogramm, welches sich mit vielfältigen Formaten zur Qualifizierung sowie Raum zur Erprobung neuer Ideen schwerpunktmäßig an verschiedene Zielgruppen richtet: an Lehrende, Studierende und Mitarbeitende im Hochschulmanagement. Für Lehrende wird ein regelmäßiges Programm mit hochschuldidaktischen Workshops und Austauschformaten angeboten.

In den „Akademien“, im Frühjahr, Sommer und Herbst konnten Lehrende in vier Blockwochen halb- oder ganztägige Workshops und Beratungsangebote nutzen.Die Winterakademie findet vom 26.11. bis 30.11.2018 statt.

 

Philipp Pohlenz

Letzte Änderung: 09.07.2020 - Ansprechpartner: Webmaster